Öffnungszeiten der Ausstellung: 15. Juni – 31.Oktober
- Jeden Mittwoch um 16:00 Uhr: Führung in deutscher Sprache
- Im August - Jeden Mittwoch ab 17:00 Uhr: Führung in italienischer Sprache
Die ältesten Spuren des Menschen in Taufers im MünstertalBronze und EisenzeitBereits in sehr früher Zeit wurde das Gebiet der heutigen Gemeinde Taufers im Münstertal vom Menschen aufgesucht und besiedelt. Den ältesten bisher geborgenen Fund bildet eine Gewandnadel aus der frühen Bronzezeit (ca. 18 – 1700 v. Chr.), die bei Bauarbeiten im Ortszentrum geborgen wurde. Erste dauerhafte Siedlungen sind für die mittlere Bronzezeit ab ca. 1600 v. Chr. belegt: Im Bereich von Umvias (1434 ambas vias, an beiden Wegen) am Fuße von Schloss Reichenberg und in der Flur Petnal (1394 Pedenal ) am nördlichen Dorfrand fanden die Menschen beste Voraussetzungen für ihre Niederlassungen. Die Schuttkegel an der Sonnenseite des Tales boten Sicherheit und ausgedehnte Wirtschaftsflächen für die Tierhaltung und den Getreideanbau. Gleichzeitig ermöglichte die Lage der Siedlungen eine gute Kontrolle über das Tal. Seit Jahrtausenden bildet das Münstertal eine wichtige Verbindung zwischen dem Vinschgau und dem Engadin. Weitere Hinweise auf die Anwesenheit der Menschen finden sich in der Eisenzeit. Auf der markanten Kuppe der Kote (Scheibenplatz) barg man ein Bronzebeil aus dem 9. bis 8. Jahrhundert v. Chr. Dieses wurde mit großer Wahrscheinlichkeit bewusst, wohl als Zeichen des Dankes oder als Bitte, für eine Gottheit dort deponiert.
Die römische StraßeMit dem Bau der Via Claudia Augusta wurde der oberitalische Raum durch das Etschtal und über den Reschenpass mit der Hauptstadt der Provinz Raetien Augusta Vindelicum (Augsburg) verbunden. Die Straßenverbindung diente in erster Linie als Heeresstraße. Sie erlaubte zudem die rasche Nachrichtenübermittlung und den staatlich organisierten Güter- und Personenverkehr. Über den Reschenpass erfolgte ein reger Transithandel, der römische Beamte, römisches Militär sowie auch die Zivilbevölkerung nördlich der Alpen mit Luxusgütern und Dingen des täglichen Lebens aus dem Süden belieferte. Außerdem wurden Waren wie Keramikgeschirr, Gläser und Schmuck aus den Produktionszentren nördlich der Alpen über die Via Claudia Augusta nach Süden transportiert. An der Straße wurden in regelmäßigen Abständen Straßenstationen (mutationes und mansiones) errichtet. Diese beherbergten Unterkünfte für die Reisenden, Wohnräume für Bedienstete, Verwaltung, weiters Ställe, Wagenschuppen, Werkstätten usw. Überreste einer solchen Einrichtung wurden im Jahr 2008 auf der Malser Haide unterhalb des Haidersees aufgedeckt. Aufgrund des Handels und der damit zusammenhängenden neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten entstanden an der Straße neue Siedlungen (Mals / Paulihof, Laatsch). Durch das Münstertal verlief ein Seitenast der Via Claudia Augusta. In Puntweil (romanisch punt, Brücke und vila, kleine Siedlung) wurden Überreste einer römerzeitlichen Siedlung entdeckt und durch das Amt für Bodendenkmäler 2008 und 2013 teilweise archäologisch untersucht. Mit großer Wahrscheinlichkeit lag die Siedlung an der römischen Straße, die in diesem Bereich den Rambach querte.
Leben in PuntweilRömerzeitliche Siedlung (2. – 4. Jh. n. Chr.)Bei archäologischen Untersuchungen in Puntweil kamen Überreste von gemauerten Wohnhäusern ans Licht. Daneben konnten Wirtschaftsbereiche freigelegt werden, bestehend aus Pfostenbauten. Das Alltagsgeschirr der Bewohner bestand überwiegend aus Gefäßen aus Speckstein, aus Reibschüsseln sowie aus Holzgefäßen. Die Münzen belegen eine Blüte der Siedlung im 2. und 3. Jahrhundert n. Chr. Über die römerzeitliche Straße durch das Münstertal war eine Anbindung an ein weitverzweigtes Handelsnetz gegeben: Auf diesem Wege gelangten Terra Sigillata Gefäße, feines Tafelgeschirr und Schmuck wie Fibeln und Glasperlen nach Puntweil. Neben dem landwirtschaftlichen Charakter der Siedlung (Getreidespeicher, Handmühle) belegen die Funde, dass dort mit großer Wahrscheinlichkeit stets Militär stationiert war. Dafür sprechen etwa Lanzenschuhe aus Eisen. Dabei handelt es sich um eine spitze Tülle, die das untere Ende des hölzernen Lanzenschaftes verstärkte. Von besonderer Bedeutung ist eine Gürtelplatte eines ranghohen Offiziers, reich verziert mit bunten Glaseinlagen. Es ist nicht auszuschließen, dass die Siedlung einen Kontrollposten am Brückenübergang darstellte.
Krise und Umbruch FrühmittelalterIm 4. Jahrhundert n. Chr. wurde die Siedlung in Puntweil aufgelassen. In dieser Zeit machte sich auch im Oberen Vinschgau eine markante Änderung bemerkbar: Siedlungen in ungeschützter Tallage wurden aufgrund mehrfacher Germaneneinfälle verlassen. Nun suchte man bereits von Natur aus gut gesicherte Kuppenlagen auf. Von der Kote in Taufers i.M. stammen etwa zwei Pfeilspitzen aus Eisen. Diese belegen, dass sich dort Soldaten aufgehalten haben. Vermutlich bot diese Kuppe auch für die Zivilbevölkerung in Zeiten der Unruhe Zuflucht. Im Frühen Mittelalter kam dem Münstertal wiederum eine strategische Schlüsselfunktion zu. Die Niederlassung am Brückenübergang in Puntweil wurde wieder errichtet. Einen herausragenden Fund bildet eine Scheibenfibel aus dem 9./10. Jahrhundert. Die Kontrolle des Münstertales war Voraussetzung für den politischen Machtanspruch der Franken über dieses Gebiet. Mit der Gründung des Klosters in Müstair durch Karl den Großen im Jahr 775 entstanden neben dem kirchlichen Zentrum auch ein Stützpunkt des Kaisers, ein Hospiz und ein bischöfliches Verwaltungszentrum.
Aus der Geschichte der Burg Rotund Funde aus dem Spätmittelalterund der Frühen Neuzeit (16. – 17. Jh.)Die Burg Rotund entstand um die Mitte des 12. Jahrhunderts als Verwaltungssitz des Bistums Chur im Münstertal. Seit den 1160 er Jahren scheinen in Urkunden Dienstmannen des Bischofs auf. Sie stammen möglicherweise aus der Familie der Herren von Reichenberg, deren Sitz sich etwas unterhalb von Rotund befand. Nach dem Erlöschen dieser Dienstmannenfamilie von Rotund fiel die Burg 1228 an die Reichenberger. Der Bischof nutzte sie aber vorübergehend auch als Residenz. Im Jahr 1382 wurde Rotund an den Tiroler Landesfürsten Herzog Leopold III. von Österreich verkauft. 1555 ging die Burg in den Besitz der Familie Hendl über. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts begann der Verfall der Anlage.
Der markante Rundturm auf einer Anhöhe inmitten der Anlage stammt aus der Gründungsphase und gab der Burg ihren Namen. Die Wohnbereiche waren in dem heute nicht mehr erhaltenen Palas untergebracht, der über zwei Stockwerke verfügt haben muss. In der Nähe des Palas befand sich die ehemalige Burgkapelle, die dem hl. Laurentius geweiht war. Die Versorgung mit Wasser in Notzeiten wurde durch eine beeindruckend große Zisterne sichergestellt.Wohnen auf einer Burg
Eine mittelalterliche Burg hatte zwei Funktionen: eine Wehr- und eine Wohnfunktion. Entsprechend waren manche Räumlichkeiten auf die Bedürfnisse einer meist adeligen Familie und ihres Gesindes ausgerichtet: Es gab eine Küche, Schlafräume, eine beheizbare Kemenate und repräsentative Wohnbereiche in denen man auch Gäste empfangen konnte. Die Ausstattung dieser Wohnräume spiegelt sich auch in den archäologischen Kleinfunden wider: vom zerbrochenen Küchengeschirr über das bunte Tafelgeschirr aus Keramik und Glas bis hin zur Ofenkeramik für Kachelöfen.
Eine Burg war darüber hinaus aber immer auch ein kleines Wirtschaftszentrum, Mittelpunkt einer Grundherrschaft mit Zinsen und Abgaben in Form von geprägtem Geld, Haustieren und Feldfrüchten. Die Überschüsse ermöglichten auch den Ankauf von Luxuswaren, wie importierte Stoffe und farbige Trinkgläser. Vereinzelte verlorene Münzen, aber auch Rechenpfennige und gelegentlich auf Burgen gefundene Schreibutensilien, geben Zeugnis von dieser Wirtschaftstätigkeit.Ein Blick in die Waffenkammer
Die mittelalterliche Burg war grundsätzlich auch eine Wehranlage. Die hohe Ringmauer, der vorgelagerte Graben und vor allem der trutzige Bergfried sollten den Bewohnern Sicherheit bieten. Die Wehrhaftigkeit der Burgen hatte noch andere Gründe: An die Burg waren meistens Besitzrechte gebunden, die– festgehalten in Urkunden aus Pergament – im sicheren Bergfried verwahrt wurden. Die Verteidigung dieser Besitzrechte erforderte einen weithin sichtbaren Wehrbau, der gleichzeitig auch Mittelpunkt der Grundherrschaft war. Deshalb verfügten viele Burgen auch über eine entsprechende Rüstkammer. Hier lagerten die Helme und Kettenhemden für die Burgbesatzung, die Spieße und die Armbrüste samt entsprechender Munition in Form von kurzen hölzernen Bolzen mit schweren eisernen Spitzen. Hin und wieder finden sich aber auch sonstige kleine Reste von Rüstungsteilen: Glieder eiserner Panzerhandschuhe und Lamellen von sogenannten Plattenröcken, bei denen eine Vielzahl kleiner sich überlappender Eisenbleche auf einen Lederrock aufgenietet worden war.
St. JohannDie ersten Anfänge der St. Johann-Kirche liegen im Dunklen. Im Jahr 1218 übertrug Schwiker von Reichenberg während eines Kreuzzuges in Ägypten ein schon bestehendes Haus zum hl. Johannes unter seiner Burg an den Johanniter-Orden. Dieser Orden ließ den Kirchenbau in den folgenden Jahren vergrößern und mit einem reichen romanischen Freskenzyklus ausstatten, der byzantinische Anklänge verrät. Diese Wandgemälde befinden sich im kreuzförmigen Chor und im Obergeschoss des Langhauses. Auch aus jener Zeit stammt das überlebensgroße Fresko des hl. Christophorus an der nördlichen Außenwand. Damals wurde ebenfalls eine Unterkunftsstätte für Pilger und Reisende eingerichtet. Spätestens seit dieser Zeit wirkte hier ein eigener Komtur als Seelsorger und Wirtschaftsverwalter. Im 15. Jahrhundert kamen im Obergeschoss der Vorhalle weitere, gotische Fresken hinzu. Streitigkeiten und sich dadurch ergebende Einbußen sowie die periphere Lage dieses Hospizes dürften die Johanniter am Ende des 16. Jahrhundert zur Aufgabe dieser Außenstelle bewogen haben. Sie verkauften die Gebäude samt dem dazugehörigen Grundbesitz an die Grafen Hendl, die die Kirche daraufhin zusehends verfallen ließen. Im Zuge der Kirchenschließungen unter Kaiser Joseph II. wurde auch die St. Johann-Kirche in den 1780er Jahren geschlossen und ihr Vermögen verstaatlicht. Schließlich erwarb die Gemeinde Taufers i. M. im Jahr 1832 die profanierte Kirche um einen Anerkennungspreis. In der Folge wurde das Gebäude als Abstellraum, Stadel und für verschiedenste Zwecke genützt. Der Plan, die ehemalige Kirche zu einem Schulhaus umzubauen, konnte um 1890 vom damaligen staatlichen Denkmalamt gerade noch abgewehrt werden. Erst in den 1950er Jahren nahm sich dann das italienische Denkmalamt der verwahrlosten Kirche an, führte archäologische Grabungen sowie Restaurierungen durch. Nach Abschluss dieser Arbeiten wurde die Kirche wieder geweiht. Jüngste Restaurierungsarbeiten wurden mit Unterstützung der Messerschmitt-Stiftung in den ersten Jahren unseres Jahrhunderts durchgeführt.
Auftraggeber: Gemeinde Taufers i. M.Wissenschaftliche Leitung: Amt für Bodendenkmäler, Bozen
Stele St.Johann, Text: David Fliri, Taufers i.M.
Beitrag Funde Rotund: Paul Vidal, Taufers i.M.Restaurierungsarbeiten: Albrecht Ebensberger, Glurns
Metallarbeiten: Platter Metall GmbH, Mals
Elektroarbeiten: Elektro Malloth Josef KG der Malloth Annia & Co., Taufers i.M.
Vitrinen: Alber Möbel, SchlandersDruck: Serima GmbH, Brixen